Seit März werden in einem NABU-eigenen Gebiet am Waldrand bei Hedemünden regelmäßig Vogelarten erfasst. Die Fläche liegt nahe der Autobahn, ist aber dennoch ein Rückzugsort für viele verschiedene Arten. Schon der Weg dorthin – etwa 40 Minuten zu Fuß vom Bahnhof Hedemünden durch das Dorf – zeigt, wie vielfältig die Umgebung ist. Erste Vogelarten lassen sich bereits in Dorfnähe beobachten.
NABU-Gebiet Hedemünden, Stand: September 2024. Fotos: Lissa Marschall
Die Methode war dabei ganz einfach: Ich habe mir regelmäßig Zeit genommen, bin über die Fläche gegangen und habe genau hingehört und hingeschaut. Alles, was flattert, fliegt oder singt, wurde notiert – egal ob Amsel, Zilpzalp oder Rotmilan. Viele Arten lassen sich schon am Gesang erkennen, andere zeigen sich kurz im Flug oder sitzen gut getarnt im Gebüsch.
Da ich aktuell Praktikantin beim NABU bin und selbst noch kein umfassendes Fachwissen in der Vogelbestimmung habe, wurde ich von einem Ornithologen unterstützt, der mir mit seinem Wissen zur Seite stand. Zusätzlich habe ich die Merlin-App genutzt, um Vogelstimmen zu erkennen und Arten zuzuordnen, und mich mit Bestimmungsbüchern orientiert. Diese Kombination hat mir sehr geholfen, einen möglichst genauen Überblick über die Artenvielfalt auf der Fläche zu bekommen.
Zu Beginn im März waren zunächst typische Frühjahrsarten wie Amsel, Rotkehlchen, Blaumeise Kohlmeise präsent. Mit zunehmendem Frühling kamen neue Arten hinzu, darunter Zilpzalp und Kleiber. Auffällig war der Lebensraumbezug einiger Arten: So ließen sich Grünfink und Heckenbraunelle fast ausschließlich in der Nähe des Dorfes beobachten, während andere Arten die Wiesen- und Waldrandstrukturen bevorzugten.
Auch Greifvögel wurden regelmäßig gesichtet – darunter viele Mäusebussarde (Buteo buteo), die eleganten Rotmilane (Milvus milvus) und sogar ein Wanderfalke (Falco peregrinus) – ein beeindruckender Anblick! Solche Sichtungen sind nicht nur spektakulär, sondern auch ökologisch bedeutsam.
Die häufigsten Arten im Gebiet:
- Blaumeise (Cyanistes caeruleus)
- Kohlmeise (Parus major)
- Rotkehlchen (Erithacus rubecula)
- Amsel (Turdus merula)
- Zilpzalp (Phylloscopus collybita)
- Kleiber (Sitta europaea)
- Singdrossel (Turdus philomelos)
Darüber hinaus wurden weitere Arten wie Rotdrossel (Turdus iliacus), Dohle (Coloeus monedula), Bluthänfling (Linaria cannabina), Gartenbaumläufer (Certhia brachydactyla), Buntspecht (Dendrocopos major) und Buchfink (Fringilla coelebs) festgestellt.
Ein Blick in die Rote Liste der Brutvögel Niedersachsens und Bremens (Stand Oktober 2021) zeigt, dass einige dieser Arten besonders geschützt werden müssen. Der Rotmilan, der Wanderfalke und auch der Bluthänfling gelten als gefährdet (Kategorie 3). Die Dohle, die ich ebenfalls beobachten konnte, steht auf der Vorwarnliste (Kategorie 5).
Solche Beobachtungen liefern wichtige Hinweise zur Artenvielfalt und zum Zustand des Lebensraums. Für den NABU sind diese Daten ein wertvolles Instrument, um die Entwicklung des Gebiets zu dokumentieren und gezielt Maßnahmen für den Artenschutz zu planen.
Mit offenen Ohren unterwegs
Wer Lust hat, selbst mehr über die Vögel vor der eigenen Haustür zu erfahren, braucht nicht viel – ein bisschen Zeit, offene Ohren und Freude am Entdecken reichen völlig aus. Es lohnt sich, genau hinzuhören!
Jede*r kann mitmachen!
Ein Fernglas braucht es nicht unbedingt – oft reicht schon ein wenig Aufmerksamkeit, um die heimische Vogelwelt kennenzulernen. Wer regelmäßig beobachtet, schärft nicht nur die Sinne, sondern trägt auch aktiv zum Naturschutz bei. Denn jede Beobachtung, jede Notiz, jeder gemeldete Fund hilft dabei, unsere Natur besser zu verstehen – und zu schützen.
Tipp: Vogelstimmen erkennen mit der Merlin-App
Merlin Bird ID
Die kostenlose App vom Cornell Lab of Ornithology hilft dabei, Vogelarten per Gesang zu bestimmen – einfach die Aufnahmefunktion starten, und schon werden passende Arten vorgeschlagen. Ideal für Anfänger*innen und Neugierige!
Weitere Eindrücke aus dem Gebiet Hedemünden
Fotos: Lissa Marschall